Grias di Kind der Berge oder Bergsport in der Schwangerschaft:
Höhenmeter ohne Limit???
Die meisten Frauen und Paare, die ich betreue, sind bergsportbegeistert. Um auch in der Schwangerschaft sicher am Berg zu sein habe ich Dir ein paar Tipps zusammengeschrieben. Ich beziehe diese Informationen aus eigenen Erfahrungen, aber auch aus „Moderne Berg- und Höhenmedizin“ (ein Handbuch für Ausbilder, Bergsteiger, Ärtze – Gentner Verlag).
Mütterliche und fätale („menschliche Leibesfrucht vom 4. Monat der Schwangerschaft an“) Komplikationen
Weil die meisten Studien bei Hochlandvölkern durchgeführt wurden und nur wenige bei Bewohnern mittlerer Höhe (ca. 2500m), stützen sich Empfehlungen notwendigerweise auf inkomplette Daten. Weitere Studien an Tieflandbewohnern werden dringend benötigt.
Viele Studien bei Bewohnern großer Höhen zeigen, dass in der Schwangerschaft in großer Höhe die Ventilation stärker zunimmt als in niedriger Höhe. Diese Zunahme der Ventilation erhöht die arterielle Sauerstoffsättigung. Das Herzvolumen nimmt während der Schwangerschaft in großer Höhe zu, allerdings nicht so viel wie in niedriger Höhe. Die arterielle Blutversorgung der Gebärmutter scheint in großer Höhe niedriger zu sein als im Tal, so dass die Sauerstoffversorgung des Fötus wahrscheinlich sinkt. Dem steht allerdings die Sauerstoffbindungskurve des fötalen Hämoglobins entgegen. Auch hier wären weitere Untersuchungen sinnvoll. Eine höhere Anzahl von Spontanaborten (Fehlgeburten) während der ersten drei Monate wird angenommen, ist aber nicht bewiesen. Trotzdem wird Frauen mit erhöhtem Risiko für Spontanaborte empfohlen, sich nicht größeren Höhen auszusetzen.
Gleiches gilt für Frauen mit dem Risiko des Schwangerschaftsbluthochdruck – mehr als 140/90, Eiweißausscheidung im Urin und hoher Wasseransammlung im Gewebe, der Plazentalösung oder mit dem Risiko der intrauterinen Wachstumsretardierung. In all diesen Fällen ist auch dann von einer Höhenexposition über etwa 1500m abzuraten, wenn diese nur für kurze Zeit erfolgen soll.
Kompaktinformation – Kontraindikationen für einen Höhenaufenthalt nach der 20. Schwangerschaftswoche
| Intrauterine Wachstumsverzögerung (nach Perzentilen „zu kleinem Kind“) |
Chronischer Bluthochdruck oder andere Faktoren, die das Risiko auf Präeklampsie vergrößern | Mütterliche Herz- oder Lungen-erkrankungen |
Präeklampsie | Anämie (Eisenmangel) |
Plazentainsuffizienz (z.B. Ultraschalldiagnose) | Rauchen |
Sportliche Aktivitäten in der Höhe
Obwohl keine Studien vorliegen, gibt es bei unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Grundsätzlich sollte ein Traumarisiko (z.B. Sturzgefahr) vermieden werden. Dies bedeutet, dass eine Schwangere, die sich wohl fühlt und die technisch gut Ski fahren kann, dies auch in den ersten Schwangerschaftsmonaten im Sinne einer Genussskifahrens ohne Wettkampfcharakter oder extreme Pisten machen kann. Sportanfängern würde man zu diesem Zeitpunkt dagegen abraten. Im Verlauf der Schwangerschaft kann die Änderung des Körperschwerpunktes und die nachlassende Bandstabilität der Gelenke potenziell das Risiko für Stürze, Verletzungen und Plazentalösungen erhöhen.
Quelle; „Moderne Berg- und Höhenmedizin“ (ein Handbuch für Ausbilder, Bergsteiger, Ärtze – Gentner Verlag).
Mein Hebammentipp für dich
Alles kann, nichts muss. Wenn Du bereits seit Jahren in die Berge gehst, hast Du eine gewisse Trittsicherheit, die Dir auch mit einem positiven Schwangerschaftstest nicht plötzlich genommen wird. Die Frage ist, was magst Du Dir und was kannst Du Dir und Deinem Kind zutrauen? Eine gemütliche Wanderung zur Tannenhütte oder auf den Wank sind eine tolle Möglichkeit. Anstatt über das Höllental auf die Zugspitze aufzusteigen, mach lieber die Partnachklamm und trinke eine Schorle auf dem Eckbauern. Geh auf den Kramer, auf den Herzogstand oder kauf Dir eine Rolle für Dein Radl. Es gibt viele tolle Alternativen. Wenn Du den Bericht oben gelesen hast, macht es auch Sinn, regelmäßig seinen Blutdruck zu kontrollieren. Es gibt im Winter zahlreiche Langlaufloipen (präpariert) die auch im Notfall besser zu erreichen sind wie eine Skitour abseits der Piste im Pitztal …
Bei allen sportlichen Aktivitäten am Berg musst Du Dir immer die Frage stellen: „Trau ich mir das zu? Und wie gehe ich damit um, wenn ich stürze und mein Kind davon einen Schaden trägt?“ Häufig muss ein Sturz noch nicht einmal selbst verschuldet sein. Du hast jetzt Verantwortung für zwei, auch wenn Du Dich in dieser Rolle erst neu entdecken musst. Nimm Dir die Zeit! Habe eine gesunde Einstellung zu Deinen Unternehmungen – sag auch mal nein, wenn Du merkst es strengt Dich zu sehr an. Wenn Du Dir unsicher bist, nimm Kontakt zu einer Hebamme (oder deinem Gynäkologen) auf, sie kann Dir auch bereits in der Schwangerschaft beratend zur Seite stehen (siehe auch meine Leistung Schwangerenvorsorge). Eine Hebamme oder Physiotherapeut kann Dir Übungen zeigen, wie Du mehr Stabilität und mehr Körpergefühl bekommst.
Ich habe bereits einige Frauen betreut, die aus dem Leistungssport kommen und etwas andere Ansprüche haben. Ich empfehle Dir unbedingt, Dich adäquat beraten zu lassen. Vereinbare einen Termin bei Deinem Frauenarzt oder nutze mein Kontaktformular. Informiere Dich über Muskelaufbau – der Muskel ist sehr wichtig, wenn Du weiter aktiv in den Bergen unterwegs sein willst. Ich helfe Dir gerne, Deine Wünsche und Bedürfnisse umzusetzen. Es gibt viele Fachzeitschriften und Bücher. Der Beste Ratgeber bist Du aber selbst. Ich werde nach der Corona-Krise geführte Nordic Walking Touren in leichtem Gelände anbieten (über 5km-8km-12km) vielleicht wäre das ja was für Dich. (Aktuell ist die Ausbildung zum Nordic Walking Trainer unterbrochen). Hat Dich das Thema angesprochen? Wie sicher fühlst Du Dich in den Bergen? Vernetze Dich mit anderen Frauen und schreibe doch einen kurzen Kommentar. Schau auch auf meiner Instagram Seite unter hebamme_garmisch nach gesunden Snacks für Deine Bergtour.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute, bleibts G‘sund
Eure Hebamme in den Bergen, deine Julia